Der Letzte Wille eines Menschen ist hochzuhalten und zu respektieren. Testamentarische Verfügungen reichen hier von ganz persönlichen Details und Nachrichten an geliebte Menschen bis hin zu Erklärungen zum Umgang mit der materiellen Hinterlassenschaft.
Nach deutschem Erbrecht hat der freie Wille des Verstorbenen (auch Erblasser*in) immer den absoluten Vorrang. Jedoch kommt es immer wieder vor, dass der/die Erblasser*in schon zu Lebzeiten verständliche Zweifel an der Durchsetzung des eigenen Willens nach dem Tod hat. Manchmal sollen auch die Erb*innen von der Verwaltung entlastet oder auch die Erb*innen durch eine neutrale Person vor Streit über Auslegung und Umsetzung bewahrt werden.
In solch einem Fall ist der/die Erblasser*in gut beraten, eine*n Testamentsvollstrecker*in zu ernennen, welche*r dafür Sorge trägt, dass die Verfügungen aus dem Testament auch ordnungsgemäß umgesetzt werden. Hat der/die Erblasser*in nicht zu Lebzeiten eine Person als Testamentsvollstrecker*in ernannt, so gibt es noch die Möglichkeit, von der erblassenden Person ermächtigte Dritte oder das Nachlassgericht eine/n Testamentsvollstrecker*in bestimmen zu lassen.
Die Testamentsvollstreckung dient dazu, sicher zu stellen, dass die letztwilligen Verfügungen der Erblasser:innen für diese in deren Sinne möglichst ohne Konflikt und effektiv umgesetzt werden.
Dafür ist das Testament die grundlegende Handlungsanweisung. Die Testamentsvollstrecker:in wickelt das Testament so ab, wie der/die Erblasser:in es zu Lebzeiten angeordnet hat.
Der/die Testamentsvollstrecker:in soll den Nachlass so abwickeln und den Endzustand herstellen, den der/die Erblasser:in hinsichtlich des Nachlasses erreichen wollte. Dabei ist eine neutrale Haltung zu bewahren. Es ist letztendlich eine weisungsgebundene Auftragsumsetzung des/der Erblasser:in
Der Nachlass wird durch den/die Testamentsvollstrecker:in in Besitz genommen, gesichert und verwaltet, soweit der Nachlass der Testamentsvollstreckung unterliegt.
Es ist dafür Sorge zu tragen, dass alle Nachlassverbindlichkeiten erfüllt werden, wie auch Vermächtnisse und Auflagen.
Die Testamentsvollstreckung ist dafür zuständig, alle erforderlichen Steuererklärungen abzugeben und die sich ergebenen Steuern aus dem Nachlass zu zahlen, sofern das Testament keine abweichenden Weisungen vorsieht.
Sollte es sich um eine Dauertestamentsvollstreckung handeln, ist der Nachlass dauerhaft zu verwalten und die Erträge sind im Sinne des/der Erblasser:in zu verwenden.
Sofern eine Abwicklungsvollstreckung angewiesen ist, ist zum Abschluss eine Erbauseinandersetzung herbeizuführen und der Nachlass an die Erben in der im Testament vorgesehenen Weise zu übergeben.
Der entscheidende Vorteil einer Testamentsvollstreckung liegt darin, die Umsetzung des Testaments durch eine objektive und kompetente Abwicklung sicher zu stellen. Auch wenn die Erb:innen selbst über die notwendige Fachkompetenz verfügen, ist es meist besser aufgrund der emotionalen Betroffenheit, die Testamentsvollstreckung an eine andere fachkundige Person abzugeben. Dies reduziert sowohl Stress, als auch emotionale Überforderung.
Dies bedeutet, die Erb:innen sind nicht persönlich involviert, was zur Vermeidung von Konflikten zwischen den Erb:innen führt. Durch eine kompetente und effektive Abwicklung können zudem Kosten für den Nachlass gespart und den Erb:innen der Nachlass ohne eigenen finanziellen und emotionalen Aufwand als reines Geschenk übergeben werden. Dafür wiederum ist es von Vorteil, wenn der/die Testamentsvollstrecker:in Volljurist:in ist, insbesondere wenn besondere Kenntnisse im Erbrecht vorhanden sind, wie etwa bei einer Fachanwaltschaft und möglichst eine gesonderte Fortbildung oder Zertifizierung als Testamentsvollstrecker:in.
Insbesondere vorteilhaft bei der Testamentsvollstreckung ist der Schutz besonders schutzbedürftiger Personen. Hierunter fallen sowohl Minderjährige als auch Menschen mit Behinderungen oder Lebenseinschränkungen.
Wenn eine minderjährige Person als Erb:in eingesetzt wird, bedarf es einer weiteren Person, die das Vermögen bis zur Volljährigkeit verwaltet. Damit sichergestellt ist, dass das Vermögen den Zweck der finanziellen Absicherung der minderjährigen Person erreicht, bedarf es einer fachkundigen, vor allem unabhängigen Person. Hier kann hohes Konfliktpotenzial entstehen, wenn ein/e Testamentsvollstrecker: in aus dem persönlichen Umfeld gewählt wird. Dann könnten auch eigene, entgegenstehende Interessen bei der Verwaltung des Nachlasses verfolgt werden.
Ähnlich verhält es sich beim Schutz von Menschen mit Behinderungen oder Lebenseinschränkungen: Hier kann die Testamentsvollstreckung verhindern, dass der Zugriff durch etwaige Gläubiger, insbesondere des Sozialhilfeträgers, der womöglich die Kosten für Pflege und Unterbringung trägt, stattfindet.
Ein weiterer Vorteil der Ernennung einer fachkundigen Person ist, dass die Möglichkeit der Minimierung der Belastung mit Erbschaftssteuern besteht. Denn Testamentsvollstrecker:innen sind verpflichtet, eine Erbschaftssteuererklärung abzugeben. Wenn hierbei nicht die notwendige Fachkunde besteht, kann es schnell zu einer unnötigen Kostenbelastung kommen, oder aber es unterlaufen Fehler, die zu Problemen mit dem Finanzamt führen. Zudem bedarf es nicht mehr der Beauftragung von Steuerberater:innen und Rechtsanwält:innen, sodass neben der Kostenersparnis auch ein erheblicher zeitlicher und administrativer Aufwand entfällt.
Oftmals bedarf es des Schutzes verschuldeter Erb:innen vor den Gläubigern. Damit die Gläubiger keinen Zugriff auf den Nachlass erhalten, kann ein/e Testamentsvollstrecker:in eingesetzt werden. Diese sind lediglich verpflichtet, den Willen der erblassenden Person umzusetzen. Dagegen müssen sie die zu verwaltende Erbschaft zur Befriedigung der Gläubiger einsetzen.
Weiterhin können Testamentsvollstrecker:innen dabei helfen, eine Firma oder eine Gesellschaft zu erhalten oder abzuwickeln. Denn nach dem Tod einer firmeninhabenden Person, ist nicht direkt ein/e Nachfolger:in vorhanden. Meist ist unklar, ob die Firma überhaupt weitergeführt werden soll, oder wie eine Abwicklung vorgenommen wird. Bei all diesen Fragen ist es hilfreich, wenn eine fachkundige Person zur Stelle ist. Andernfalls kann es zu Verlusten kommen, und der Lebensunterhalt der Familie der verstorbenen Person wäre möglicherweise nicht gesichert.
Sollen gemeinnützige Ziele nach dem Todesfall durch die Erbschaft realisiert werden, beinhaltet dies einen erhöhten organisatorischen und rechtlichen Aufwand. In Betracht kommt etwa eine Stiftungsgründung oder aber die Zuwendung an eine gemeinnützige Einrichtung. Dies kann der/die Testamentsvollstrecker:in übernehmen, sodass es nicht zu Fehlern kommt und der Wille der erblassenden Person auch korrekt umgesetzt wird.
Das Amt des Testamentsvollstreckenden kann grundsätzlich jede Person ausüben, die unbeschränkt geschäftsfähig ist (§ 2201 BGB). Eine gesonderte Ausbildung ist nicht vorausgesetzt, jedoch insbesondere für eine schnelle, konfliktfreie und fehlerfreie Abwicklung wünschenswert. Denn die Aufgaben sind vielfältig und haftungsträchtig.
Notwendig ist lediglich die Ernennung durch den/die Erblasser:in, oder falls eine solche nicht vorliegt, die letztwillige Verfügung der Erblassenden, die eine Person vorsieht, die den Testamentsvollstreckenden ernennt. Dieses kann beispielsweise das Netzwerk deutscher Testamentsvollstrecker e.V. (www.ndtv.info) oder das örtliche Nachlassgericht sein.
Der/die Testamentsvollstrecker:in erhält für die Führung des Amtes eine angemessene Vergütung (§ 2221 BGB), sofern die erblassende Person nichts anderes bestimmt hat. Dies bedeutet, die Verfügung der erblassenden Person ist für die Höhe des Vergütungsanspruchs maßgeblich.
Es ist daher zu empfehlen, die Vergütung direkt im Testament zu regeln. Der wohl häufigste Fall der Regelung ist eine Vergütung nach der sogenannten Rheinischen Notartabelle. Die Vergütung richtet sich dabei sowohl nach dem Umfang und dem Schwierigkeitsgrad der Testamentsvollstreckung als auch nach der Höhe des Nachlasses.
Testamentsvollstrecker:innen haften bei einer von ihnen verschuldeten Pflichtverletzung, für den daraus entstehenden Schaden gegenüber den Erb:innen und, soweit ein Vermächtnis zu vollziehen ist, auch den Vermächtnisnehmer:innen nach § 2219 Abs. 1 BGB.
Dies bedeutet, dass den Erb:innen durch die Handlungen der das Testament vollstreckenden Person, keine Nachteile entstehen können. Vielmehr ist es nur von Vorteil, wenn eine fachkundige Person die Aufgabe der Testamentsvollstreckung übernimmt und dann auch für Schäden haftet, sodass die Erb:innen weder Zeit- noch Risikobelastung haben.
Eine besondere Absicherung liegt bei Rechtsanwält:innen vor, die regelmäßig eine Berufshaftpflichtversicherung haben, so dass diese im Zweifel den Schaden an den Nachlass ersetzt.
Das Gesetz sieht vor, dass den Testamentsvollstrecker:innen eine angemessene Vergütung zusteht. Diese muss es geben, da die Testamentsvollstrecker:innen ein hohes Haftungsrisiko tragen und es sich um vielfältige und ein hohes Maß an Verantwortung fordernde Aufgaben handelt.
Bei dem Vergütungsanspruch handelt es sich um eine Nachlassverbindlichkeit, die dementsprechend auch aus dem Nachlass zu zahlen ist und dessen Höhe sich nach den Regelungen im Testament richtet. Die Erb:innen werden also nicht persönlich mit Kosten belastet.
Die Kosten der Testamentsvollstreckung können bei den Erb:innen steuermindern geltend gemacht werden.
In dem Zeitpunkt, in dem die das Testament vollstreckende Person stirbt, erlischt das Amt nach § 2225 BGB, es sei denn mehrere Personen sind als Testamentsvollstrecker:innen tätig.
In der Regel ist im Testament eine Nachfolgeregelung vorgesehen. Sollte dieses nicht der Fall sein, wird das zuständige Nachlassgericht eine:n neue:n Testamentsvollstrecker:in einsetzen, damit die Umsetzung der Erblasser:inwillen zu Ende gebracht werden kann.
Eine Verweigerung der Annahme des Amtes ist durch Erklärung gegenüber dem Nachlassgericht möglich, wenn der Erbfall eingetreten ist. Eine Pflicht das Amt anzunehmen, gibt es nicht. Dies zeigt bereits die Kündigungsmöglichkeit (§ 2226 BGB). Folge dessen ist, dass das Nachlassgericht eine Person bestimmt und ernennt, die das Testament an der Stelle der zunächst vom/von der Erblasser:in vorgesehenen vollstreckt.
Insoweit ist anzuraten, bei der Errichtung des Testaments mit der Person, die als Testamentsvollstrecker:in berufen werden soll, vorab zu besprechen und zu klären, ob sie bereit ist, das Amt und die Verantwortung zu übernehmen. Zudem sollte jeweils eine Ersatzperson bereits im Testament benannt werden.
Es können auch mehrere Personen Testamentsvollstrecker:innen sein. Sie führen dieses Amt dann gemeinschaftlich aus, was aufgrund der objektiven Stellung kein Problem darstellt. Wenn es doch zu Meinungsverschiedenheiten kommt, entscheidet das Nachlassgericht.
Fällt einer der Testamentsvollstrecker:innen weg, führen die übrigen das Amt allein. Allerdings können die Erblassenden hierzu auch abweichende Anordnungen treffen. Hierzu sollten sich die Erblasser:innen gesondert bei der Errichtung des Testaments beraten lassen.
Wenn die erblassende Person nichts anderes bestimmt hat, wird die Vergütung mit der Beendigung des Amtes fällig.
Dies gilt allerdings nur bei einer kurzfristigen Vollstreckung. Bei einer Dauervollstreckung, kann die Vergütung nach Zeitabschnitten verlangt werden. Ein Vorschuss auf die noch nicht fällige Vergütung, kann nicht verlangt werden.
